Multimilliardär Dennis Tito hat im Mai 2001, genau vor drei Jahren, vorgemacht, dass es geht. Auch wenn ihn die Reise zur Internationalen Raumstation 20 Millionen Dollar kostete. "Eine Erfahrung, die meine Lebenseinstellung völlig verändert hat", schwärmte er nach seiner Rückkehr zur Erde.
Und 20 Millionen Dollar kostet der extraterrestrische Selbsterfahrungstrip auch heute noch. Buchbar kein Scherz bei den österreichischen Abenteuer-Veranstaltern Allesreise und Geo Reisen, die ihrerseits mit der US-Agentur Space Adventures unter Vertrag stehen.
Seit alle Welt die spektakulären Marsmissionen von NASA und ESA verfolgt hat und US-Präsident Bush in einer Rede die endgültige Eroberung und Besiedelung des Mondes ankündigte, ist eine neue Weltraum-Begeisterung ausgebrochen. Diesmal, so scheint es, beschränkt sie sich nicht nur auf Flash-Gordon-Comics und Venus-Romane, wie während des Apollo-Hypes in den Siebzigern.
Fieberhaft arbeiten derzeit weltweit mehr als zwei Dutzend Teams an der NASA-unabhängigen Verwirklichung touristischer Weltraumflüge. Ein Preisgeld von zehn Millionen Dollar ist ausgesetzt für den, der es bis Ende dieses Jahres schafft, ein privates Raumschiff mit drei Mann Besatzung in hundert Kilometer Höhe zu schießen und diesen Flug mit demselben Gerät binnen zwei Wochen zu wiederholen. Sollte das einem der hoffnungsvollen Teams tatsächlich gelingen, würde der kommerzielle Wettlauf, wenn schon nicht zu den Sternen, dann zumindest bis ins Erdorbit beginnen und der wahrhaft astronomischen Preis fallen.
"Knapp 100.000 Dollar", schätzt Gregg Maryniak, einer der Schöpfer des "X Prize" im Interview, "würde dann das schwerelose Sternenerlebnis in ein paar Jahren pro Nase kosten." Immer noch zu teuer? "Es gibt viele Leute, die für ihr Auto mehr Geld ausgeben", fügt Maryniak zuversichtlich hinzu.
Aber auch für kleinere Geldbörsen gibt es heute schon ein authentisches Weltraum-Gefühl: 22 Euro kostet die Tageskarte im kürzlich eröffneten "Space Center Bremen", wo man auf einer Indoor-Achterbahn und in Alien-verseuchten Rüttel-Schüttel-Kinos mittels 3-D-Effekt geballten außerirdischen Nervenkitzel serviert bekommt. Die Wurstelprater-ähnlichen Gags sind allesamt nicht wirklich neu, aber dafür fantasievoll aufbereitet, sodass man sich etwa beim Space Shot mit vierfacher Erdbeschleunigung neben einem lebensgroßen Ariane-5-Modell durchaus einen Raketenstart vorstellen kann.

 
 | Picture by Space Center Bremen |
Bremen bietet überdies neben anderen sehenswerten Ausstellungs-Highlights die Möglichkeit, in den Werkshallen der EADS, wo nebenan die Riesenflügel des neuen Airbus 380 gebaut werden, die Fertigung der echten Ariane-5-Triebwerke zu sehen sowie das neue ISS-Weltraumlabor Columbus. Eintritt: 16,50 Euro.
Wem das zu wenig echtes Abenteuer ist, der kann via Geo Reisen und Allesreise auch im russischen Trainingszentrum bei Moskau Kosmonauten-Kurse belegen (ab 2645 Dollar), schwerelose Parabelflüge absolvieren (ab 4213 Dollar inkl. Hotel, ohne Anreise), sich in einer echten Weltraumzentrifuge durchschleudern lassen (zusätzlich 1745 Dollar) oder via MiG-25-Kampfjet bis in 25.000 Meter Höhe jetten (12.595 Dollar inkl. Hotel, ohne Anreise) Übelkeit bei all diesen Events ist selbstverständlich garantiert.
Parabel-Flüge, also das Erleben von echter Schwerelosigkeit an Bord eines Flugzeugs, das sich abwechselnd im steilen Sturz- und Steigflug befindet, kann man übrigens auch vergleichsweise günstig in Österreich erleben (Pauls Parabelflüge). 715 Euro kostet das Vergnügen, bei dem man an Bord eines "Skyvan" 20-mal für jeweils zehn Sekunden die Erdanziehung hinter sich lässt. Starts sind heuer im Juli im Waldviertel sowie im Herbst von Wiener Neustadt (NÖ) und von Fürstenfeld (Stmk.) aus geplant.
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