Diese Explosion ist mit nichts vergleichbar, was sich, seit der Mensch aufrecht gehen kann, auf der Erde ereignet hat. Gemessen am Ausbruch des Supervulkans Toba war sogar die Eruption des Krakatau mit zigtausend Toten im Jahr 1883 ein winziger Rülpser. Und die hatte bereits eine Sprengkraft von 150 Megatonnen TNT. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Atombombe brachte es auf "nur" 0,015 Megatonnen, war in ihrer zerstörerischen Wirkung also 10.000 Mal schwächer als der Krakatau.
Toba hat, wie Wissenschafter herausfanden, vor 73.000 Jahren beinahe die Menschheit ausgerottet. Damals bevölkerten neben dem Homo sapiens auch der Neandertaler in Europa, der Homo erectus und der kürzlich neu entdeckte Homo floresiensis in Asien unsere Erde. Es war kalt in Europa, die letzte Eiszeit war im vollen Gang, und man jagte in unseren Breiten Rentiere, Wildpferde und Riesenhirsche. Auch Mammut und Wollnashorn standen neben pflanzlicher Nahrung gelegentlich auf dem Speiseplan der Menschen, als Toba mit einem Durchmesser von 90 Kilometern auf der heute Sumatra genannten Insel im wahrsten Sinn des Wortes "in die Luft flog".
Neben gigantischen Tsunami-Wellen war es damals vor allem die unvorstellbare Menge von 2800 Kubikkilometer ausgeworfener Asche, die, gleichmäßig in der Atmosphäre unseres Planeten verteilt, die gesamte Menschheit auf nur 5000 bis 10.000 Überlebende reduziert haben dürfte, wie der australische Vulkanologe Prof. Ray Cas im Interview erklärt: "Die Sonnenstrahlen kamen rund um den Globus nur noch sehr schwach bis zum Boden durch, Pflanzen bekamen zu wenig Licht, die Durchschnittstemperatur sank um 5 Grad, sodass sich Sommer in Winter verwandelten und die Winter in Verbindung mit Nahrungsmangel tödlich wurden."
Heute weiß man, dass der Mensch und seine nahen Verwandten diesen globalen Vernichtungsangriff der Natur in kleinen Gruppen vor allem in Afrika überlebten. Wie die Forscher all das mithilfe von Tausenden DNA-Untersuchungen heutiger Menschen herausgefunden haben, ist erstaunlich. Mag. Bence Viola vom anthropologischen Institut der Uni Wien: "Man hat die DNA in menschlichen Mitochondrien, den Kraftwerken der Zelle, untersucht und dabei festgestellt, dass die Anordnung des Erbguts bei Stichproben von Menschen aus aller Welt eigentlich viel unterschiedlicher sein müsste, wenn sich der Homo sapiens problemlos in allen Teilen der Erde entwickeln konnte."
Tatsächlich stammen aber die heutigen Menschen alle von einigen tausend Überlebenden ab. Und man konnte die Ursache auf den Ausbruch des Supervulkans Toba vor zirka 73.000 Jahren zurückrechnen. Eine Art genetischer Flaschenhals also, durch den sich nicht nur der Homo sapiens zwängen musste, sondern auch seine damals noch lebenden Verwandten, die aus anderen Gründen zu einem späteren Zeitpunkt ausstarben.
Einmal war also ein Vulkan in der Region Indonesien schon beinahe an der Vernichtung der Menschheit schuld. Von den heute 60 bis 70 Vulkanen in der Region sind auffallend viele in den letzen Wochen und Monaten nach dem Seebeben im Dezember wieder aktiv geworden. Der Toba schlummert zwar heute tief und fest unter einem riesigen, gleichnamigen See im Norden Sumatras. Aber viele Menschen befürchten, dass der plötzlich so aktive, 300 Kilometer südlich gelegene Vulkan Talang den tödlichen Riesen durch einen Ausbruch aufwecken könnte.
Vulkanologe Prof. Ray Cas: "Das könnte tatsächlich passieren. Aber nur, wenn der Toba bereits reif für einen Ausbruch wäre. Und dafür gibt es derzeit nicht die geringsten Anzeichen." Dass es aber eines Tages wieder zu einer so gigantischen Eruption kommen wird, hält der Experte für wahrscheinlich: "Das kann in 10.000, aber auch in 100.000 Jahren passieren. Die Erde ist eben trotz aller Bemühungen nicht berechenbar."
Offen bleibt wohl außerdem, was es uns angesichts einer so verheerenden Naturkatastrophe überhaupt bringen würde, zu wissen, wenn ein Toba-ähnlicher Vulkanausbruch bevorsteht. Nach heutigem Stand der Dinge könnten wir nichts dagegen unternehmen.
|