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Mars im Visier, Teil 1 – Europa erforscht den roten Planeten

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Planet Mars: Phantasie und Wirklichkeit

Lebten auf dem Mars kleine grüne Männchen oder "nur" Mikroben? Wird die Menschheit einst den roten Planeten besiedeln? Was hinter den Hollywood-Phantasien steckt.



Mars-Lander Beagle 2 in Funktion auf der Mars-Oberfläche
Picture by ESA

Beagle 2 wird nicht nach kleinen grünen Männchen suchen, sondern nach mikroskopischen Spuren von Leben. Der nach Charles Darwins Forschungsschiff Beagle benannte Lande-Roboter der Europäischen Weltraumorganisation ESA soll als wissenschaftliches Weihnachtsgeschenk am 25. Dezember auf dem Mars aufsetzen.

Die Erwartungen der Europäer mit ihrem Satelliten Mars-Express und der Amerikaner, deren zwei Rover-Missionen ein paar Tage später landen sollen, sind hoch gesteckt: Bei Labortests hat man schon vor Jahren in einem Mars-Meteoriten einen Einschluss entdeckt, der einer versteinerten Mikrobe ähnelt. Und die jüngsten Fotos der NASA von der Planetenoberfläche scheinen ein Netz von ausgetrockneten Flussläufen zu zeigen.

Wenn die Vermutungen der Wissenschafter stimmen und diese Flussläufe wirklich durch Wasser entstanden sind, dann muss es auf dem Mars einmal sehr viel wärmer gewesen sein als die derzeit durchschnittlichen minus 55 Grad: zu einer Zeit, als das gefrorene Kohlendioxid an den Polkappen als Gas eine dichte, Wärme speichernde Atmosphäre wie auf der Erde bildete.

Dei ESA-Sonde Mars Express bei  ihrer Ferndiagnose aus der Umlaufbahn des Roten Planeten
Picture by ESA

Die Entdeckung größerer Mengen Wasser (in Form von Eis) wiederum würde bedeuten, dass auf dem Mars vielleicht wirklich einmal Leben war. Und wenn man genügend Wasser auf unserem Nachbarplaneten findet, dann wäre auch eines der größten Probleme gelöst, die einer bemannten Marsmission noch im Wege stehen. Denn menschliche Marsonauten würden viele Tonnen Wasser brauchen, um eine solche, fast zwei Jahre dauernde Reise zu überleben.

Während der Satellit Mars Express kurz vor Weihnachten in die Umlaufbahn des Planeten einschwenken wird, um von oben aus mittels Radar unterirdische Wasserreserven zu suchen, wird die von einer englischen Universität um nur 50 Millionen Euro gebaute Sonde Beagle 2 der Mann vor Ort sein. Mit ihrem Mini-Labor wird sie auf der Planetenoberfläche Bodenproben nehmen, sie vor Ort fotografieren und untersuchen und die Daten dann via Mars Express nach Darmstadt (Deutschland) funken, dem Houston der ESA. Findet Beagle 2 Spuren von Leben, wäre das ein sensationeller Erfolg für Dr. Rudolf Schmidt, den steirischen Projektleiter von Mars Express, aber auch für die österreichischen Unternehmen, die mit einigen Hightech-Entwicklungen an der Mission Anteil haben.

Die Vorbereitungen für eine bemannte Mars-Mission laufen freilich längst. Hier haben die Europäer in der konkreten Planung die Nase vorn. Unter dem Codenamen Aurora ist eine erste bemannte Marsmission für das Jahr 2030 angesetzt. Als Generalprobe dazu ist in einigen Jahren eine bemannte Mondlandung geplant, sowie mehrere Robotermissionen zum roten Nachbarn. Aus Russland ist nichts Konkretes bekannt, man bereitet aber eine Simulationsstation vor, in der sechs Kosmonauten 500 Tage lang a la Taxi Orange, nur mit begrenzten Vorräten, völlig von der Außenwelt isoliert leben sollen. Und in der Wüste von Utah wird seit geraumer Zeit eine Marsstation simuliert, in der, wie berichtet, der österreichische Astrophysiker Gernot Grömer zwei Wochen lang mit fünf Forschungskollegen arbeitete und lebte.

Entwurf eines ersten Mars-Labors der ESA auf dem Roten Planeten
Picture by ESA

Ob bemannte Mars-Missionen überhaupt sinnvoll sind, ob nicht kleine Roboter wie Beagle 2 Forschungsaufgaben im All viel günstiger und gefahrloser erfüllen können, darüber streiten die Experten. ESA-Missionsanalytiker Dr. Markus Landgraf: "Viele Untersuchungen, bei denen schnelles Umdenken nötig ist, werden erst durch eine bemannte Mission möglich werden. Roboter sind dafür zu unflexibel."

Besonders kühne Visionen gehen sogar so weit, eine bemannte Raumstation in der Umlaufbahn des Roten Planeten zu bringen: Mit Hilfe riesiger Solarspiegel könnte man dann in einem ersten Schritt das gefrorene Kohlendioxid an den Polen schmelzen und so einen künstlichen Treibhauseffekt in Gang setzen, der lebensfreundliche Temperaturen schaffen soll. Wasser, das in der Marserde in Form von Eis vermutet wird, würde dadurch ebenfalls auftauen und das Wachstum von der Erde mitgebrachter Pflanzen ermöglichen, die irgendwann in vielen Tausenden Jahren aus dem Mars eine zweite Erde mit genug Sauerstoff zum Atmen machen würden...

Mars-Express-Leiter Dr. Rudolf Schmidt dazu schmunzelnd: "Bevor wirklich über so etwas nachgedacht wird, sollten wir erst einmal den ungewollten Treibhauseffekt bei uns auf der Erde in den Griff bekommen.


< Lesen Sie in Teil II dieser Serie: Countdown im Nervenzentrum: Besuch im Houston der ESA

© Eine Reportage von T. Micke (07-12-03) – Kontakt