"Jeder Mensch hat das Recht, dort zu stehen und die wüste Schönheit der Marslandschaft zu betrachten, ohne den Anblick herumliegender Raumschifftrümmer ertragen zu müssen", erklärt der englische Mikrobiologe Prof. Charles Cockell im Interview und fordert gemeinsam mit der deutschen Astrobiologin Dr. Gerda Horneck in der jüngsten Ausgabe des internationalen Fachmagazins "The Space Review" ein Nationalpark-Schutzsystem für Mars und Mond.
So kurios die Idee klingt, zumal noch für Jahrzehnte kein Mensch den Roten Planeten betreten wird, so interessant scheint sie bei näherem Betrachten. Zumal jene internationale Behörde, der diese Weltraum-Nationalparks unterstellt würden, ihren Sitz bei uns in Österreich hat: das Büro für Weltraumfragen der Vereinten Nationen in Wien...
"Wir würden es ja auch verantwortungslos finden, wenn jemand bei uns einfach sein kaputtes Auto irgendwo in der Natur stehen ließe", meint Prof. Cockell weiter. "Das sollte nicht nur auf der Erde so sein." Bis heute sind 37 Raumschiffe und Sonden allein auf dem Mond gelandet oder dort durch Pannen bei der Steuerung in 1000 Stücke zerschellt. Auf dem Mars sind es zwar noch deutlich weniger, aber sowohl der ESA-Roboter "Beagle 2", der dort vor einem Jahr eine Bruchlandung baute, als auch die NASA-Sonde "Polar Lander" von 1999 zählen bereits zu jenem Schrott, den Cockell und Horneck in Zukunft in ausgewählten Marsregionen wie jener des spektakulären, 25 Kilometer hohen Supervulkans "Olympus Mons" verhindern wollen.
Dr. Gerda Horneck: "Der Vulkan, die Mars-Schluchten, der mit Eis bedeckte Nordpol. Nur drei Beispiele, die, abgesehen von ihrer natürlichen Schönheit, für die Forschung immens wertvoll sind und nicht durch Raumschifftrümmer und von der Erde mitgeschleppte Mikroorganismen verunreinigt werden dürfen."
Bereits jetzt müssen alle Sonden, die auf dem Mars landen sollen, vorher keimfrei gemacht werden. Schon deshalb, um die Forschungsergebnisse etwa auf der Suche nach außerirdischem Leben nicht zu verfälschen. Eine Regel, die von der UNO-Behörde in Wien beschlossen wurde. Dr. Hans Haubold, Astrophysiker im Büro für Weltraumfragen: "Auch für eine Vereinbarung über Schutzzonen auf Mond und Mars wären wohl tatsächlich wir zuständig, und je mehr Schrott sich auf diesen Himmelskörpern ansammelt, desto mehr wird er irgendwann zum Problem. Aber Nationalparks auf dem Mars? Das ist doch noch sehr utopisch."
Inzwischen haben Prof. Cockell (Foto) und Dr. Horneck bereits erste Regeln für "Planeten-Parks" vorgestellt:
Raumschiffe, andere Landefahrzeuge und Abfälle dürfen nicht im Park zurückgelassen werden.
Unbemannte Raumschiffe dürfen nicht im Park landen.
Alle Raumanzüge und Fahrzeuge, die im Park benützt werden, müssen vorher äußerlich desinfiziert werden.
Zugang zum Park (ob zu Fuß oder mittels Fahrzeug) ist nur über vorbestimmte Routen gestattet. Landungen nur in vorbestimmten Zonen.
An fast alles haben die Forscher gedacht. Einzig die Frage der Eintrittspreise scheint noch ungeklärt...
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