Wenn das Wetter mitspielt, strahlt unser Mond in voller Pracht "Fast" so hell wie eine Sonne. Ganz selbstverständlich ist uns diese natürliche Straßenbeleuchtung, wenn nachts das Sonnenlicht zur Erde hinuntergespiegelt wird. Aber es könnte ohne einen schweren Unfall unseres Planeten nachts auch stockfinster draußen sein.
Denn vor 4 Milliarden Jahren, so glauben Forscher heute zu wissen, krachte ein Brocken von der Größe des Mars mit unserem Heimatplaneten zusammen. Eine gewaltige Explosion, die alles Leben ausgelöscht hätte, die aber deshalb nicht tragisch endete, weil die Erde damals noch ein unbewohnter Heißsporn war. Ein glutflüssiger Planet, der es verkraftete, dass ihm dabei ein großes Stück Erdkruste abhanden kam. Es dauerte vermutlich sogar keine 1000 Jahre, bis sich die Erde wieder durch die eigene Schwerkraft zu einer gleichmäßigen Kugel verformt hatte.
Aus den herausgeschlagenen Trümmern wurde mit der Zeit ein zweiter großer Körper. Dieser andere Brocken ist heute unser Mond. Was ist aber so besonders an ihm? Schließlich hat unser Nachbarplanet Mars auch zwei Stück. Jupiter weist vier große und einen Haufen kleine Monde auf, und rund um den Saturn hat man bisher 31 gezählt, dessen größter, Titan, gerade von einer ESA-Sonde mit österreichischer Beteiligung erforscht wird.
Der Erdmond ist extrem groß im Vergleich zu dem Planeten, den er umkreist. Daher ist auch sein Einfluss groß. Prof. Franz Kerschbaum, Astronom an der Uni Wien: "Er sorgt dafür, dass die Achse, um die sich die Erde dreht, zur Sonne gleich bleibt. Wäre der Mond plötzlich nicht mehr da, dann würden Afrikas Gazellen auch eisige Nordpol-Temperaturen aushalten müssen. So hat er aber für die nötige Stabilität gesorgt, die die Entstehung von Leben erleichterte. Außerdem ist der Mond schuld, dass sich die Erde seit Milliarden Jahren immer langsamer dreht: Vergeht ein Tag heute in 24 Stunden, so wird er einmal in ferner Zukunft 50-mal so lange dauern. Früher einmal raste die Erde dafür ohne Mond ungebremst in 16 Stunden und weniger um die eigene Achse."
Trotz eines solchen Tagesablaufs im Zeitraffer hätte sich ohne Mond das Leben viel langsamer entwickelt: Ebbe und Flut, die großteils durch die Mond-Schwerkraft entstehen, haben dafür gesorgt, dass sich in der Urzeit die Bausteine des Lebens im Meer schnell durchmischt haben und so den Prozess beschleunigt. Ohne den Mond als großer Mixer würde es heute so hoch entwickelte Lebewesen wie uns Menschen vermutlich noch Millionen Jahre nicht geben. "Auch viele Tierarten an den Meeresküsten wären gar nicht entstanden", erklärt Evolutionsbiologe Prof. Hannes Paulus.
Und wie ginge es dem Menschen ohne den Einfluss der Mond-Kräfte? Prof. Kerschbaum: "Zumindest was die Schwerkraft betrifft würde sich gar nichts ändern. Die Anziehungskraft des Mondes auf diese Distanz ist für uns Menschen in Wirklichkeit nicht größer als die einer Zug-Lokomotive in zwei Meter Entfernung. Wem also auf dem Bahnsteig nicht schwindelig wird, der spürt auch die Kraft des Mondes mit Sicherheit nicht..."
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